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Ja, ja, YouTube auch!

Autorenbild: Sylvia SaavedraSylvia Saavedra

Die neue Schulsaison hat gerade begonnen, genau wie die jährlichen Spielzeiten der Theater und Konzerthäuser.


Wieder einmal werden wir von unseren Kolleginnen und Kollegen hören: "Diese Leute wissen nicht, was sie wollen, sie wollen OpernsängerInnen werden und geben sich nicht genug Mühe, um es zu erreichen" Oder "Sie wollen OpernsängerInnen werden und gehen nicht ins Theater, um zu sehen, was ihre BerufskollegInnen machen."


Und wieder werden wir ihnen antworten: "Nun, warum sollten sie hingehen, wenn sie heute alles auf Abruf haben, in einer reduzierten Version auf You Tube. Unsere Schülerinnen und Schüler sind leider nicht daran interessiert, sich eine ganze Oper anzuhören. Was sie wirklich interessiert, ist, die verschiedenen (hoffentlich mehr als zwei) Versionen einer Arie zu hören und sie dann so genau wie möglich wiedergeben zu können".



Andererseits gab es in der Vergangenheit, und ich spreche hier von vor vielen Jahren, keine großen akustischen Referenzen, an die man sich wenden konnte, wenn man an einem Ort außerhalb des Zentrums der kulturellen Aktivität geboren wurde.

Selbst in der Zeit der großen Komponisten waren die auf Klavier reduzierten Partituren, die irgendein Verwandter oder gebildeter Nachbar aus der Hauptstadt geschickt hatte. die einzige Referenz.

Aber man lernte trotzdem zu singen, zu spielen und zu komponieren.


Heute haben wir alle klanglichen Referenzen dessen, was komponiert wurde und wie es bis heute interpretiert wurde, und doch stagniert das musikalische Schaffen in dem unlösbaren Dilemma, ob man für die Massen oder für ein geschrumpftes, an zeitgenössischer Musik interessiertes Publikum komponieren soll. Das Gleiche gilt für die Aufführung. Wenn es so viele Vorbilder gibt, warum scheint es dann heute auf diesem Gebiet weniger herausragende Leistungen zu geben als in früheren Jahrzehnten?





Vielleicht liege ich aber auch falsch und die Menschen hätten sich damals mehr mit Musik beschäftigt als heute, wo es so viele Ablenkungen gibt. Die Menschen versammelten sich mehr und verbrachten in Ermangelung anderer Beschäftigungen, vor allem in Gegenden, in denen es in den Großstädten kein Unterhaltungsangebot gab, mehr Zeit mit Gesprächen, Austausch und dem Experimentieren mit ihren Instrumenten.
Ist das wirklich so? 🤔

Tatsache


Klar ist, dass wir nur durch Zuhören, Beobachten, nicht nur etwas über den Stil , sondern auch von der Technik (gut oder schlecht) der anderen lernen. Deshalb ist es absolut wichtig, dass man sich für die Beobachtung und Gegenüberstellung der verschiedenen Technikschulen und der verschiedenen Arten der Auseinandersetzung mit der Musikliteratur interessiert.


Mit YouTube können wir nicht nur den angesagtesten Interpreten zuhören, sondern auch weiter nach den Modellen der Vergangenheit suchen, die uns mehr fesseln. Die zeitgenössischen

technologischen Medien sind nicht nur dazu da, uns verdummen zu lassen, sondern sie bereichern unser Wissen und wir sind dankbar für ihre Existenz und ihre Entwicklung.❤️


Was fehlt, ist, dass man sich nicht mit dem erstbesten Vorschlag zufrieden gibt, sondern so lange sucht, bis man in der Lage ist, seine eigenen Kriterien zu entwickeln und das auszuwählen, was für die eigene Entwicklung als Musiker/in und Künstler/in am besten ist.


Ich, lieber Kollege, liebe Kollegin, beneide die heutige Generation um all die Informationen, der/die moderne SchülerInnen nur noch über sein Handy bekommt. Worum ich sie nicht beneide, ist, dass sie aufgrund der Gier nach Synthese, die die Geschwindigkeit der heutigen Welt ihnen aufzwingt, keine Zeit oder Lust haben, drei oder vier Stunden in einem Theater zu sitzen (oder zu stehen) und mit den KünstlerInnen zu vibrieren, die dort alles geben, um Musik zu etwas Lebendigem zu machen.


Leute, geht ins Theater, ich bitte euch.


Der staubige Geruch der Vorhänge, das Klimpern des Armbands der alten Dame nebenan, das intensive Parfüm des Herrn, der sich für einen besonderen Abend zurechtmacht. All das, zusammen mit der Ungewissheit, ob alles gut gehen wird, so wie jemand, der eine Zirkusvorstellung besucht und hofft, dass der Trapezkünstler sicher auf seinem Trapez bleibt... Das Adrenalin der Künstler und die Nervosität der Organisatoren...All das gehört zum Zauber des Genres, nicht nur um mehr oder weniger gelungene Noten zu produzieren.


Wer sich von diesem Phänomen fesseln lässt, wird ein besserer Beobachter der Technik und des Stils derer sein, denen wir nachzueifern versuchen. Denn wir werden in Zukunft an der Stelle derer sein wollen, die so viele Emotionen wecken. Auf diese Weise werden wir mehr und besser lernen. Denn was nicht mit Liebe und Hingabe gelernt wird, ist nutzlos.


Leute, geht ins Theater, geht so oft ihr könnt! Applaudiert laut, auch wenn die Aufführung nicht so gut ist, wie ihr es euch erhofft habt! Theater ist magisch, Oper ist magisch. Ich verspreche euch, wenn ihr einmal süchtig seid, werden euch diese Momente der Emotionen, die schönsten eures Lebens, nicht mehr loslassen.


Und dann gehst du auf Youtube und hörst dir andere Versionen, andere Sängerinnen und Sänger, andere Orchester und andere Dirigenten an. Wähle die Version, die dich am meisten bewegt oder die deiner Meinung nach am besten zu deiner Persönlichkeit passt. Versuche dann, das Gehörte zu interpretieren, indem du als Schmelztiegel des Erbes deiner Kolleginnen und Kollegen aus der Vergangenheit fungierst. Gib die Tradition, die du aufgesogen hast weiter und bringe deine eigene Originalität ein.


Dann komm zum Unterricht und probiere mit dem/r LehrerIn aus, was du üben willst und ob es zu deinem Instrument passt oder nicht. Für der/die LehrerIn ist es eine große Freude, mit SängerInnenn, MusikerInnenn und KünstlerInnenn zu arbeiten, die neugierig auf die Kunst des Singens sind.


Lass uns wissen, dass du diese Kunst mehr als alles andere auf der Welt liebst,....


und wir werden unser Bestes tun, um deine Träume wahr werden zu lassen.


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